widerspruch
widerspruch zu chris1405
natürlich sind einige der gedanken in diesem blog richtig und nachvollziehbar.
gleichzeitig aber, empfinde ich beim lesen die angst des schreibers vor dem unbekannten.
dem undenkbaren.
ohne jetzt auf die konkrete sendung eingehen zu wollen (meine gedanken dazu werde ich in gesondert bloggen) möchte ich die widersprüche, bzw falsch dargestellten fakten im gegenständlichen blog aufzeigen.
das beginnt mit:
Der Gedanke mit der Freiheit funktioniert jedoch nicht ohne einen kleinen Trick. Er unterstellt nämlich, diese 1000 Euro seien einfach da, als ob unsere heute beispiellose Produktivität in Wirtschaft und Gesellschaft einfach als gegeben vorausgesetzt werden könne.
der „trick“ ist nämlich kein trick!
das geld ist nämlich wirklich schon da!
in österreich (und in deutschland ist es lt. einer aussage von finanzminister schäuble ähnlich) wendet der staat bereits jetzt pro einwohner jährlich ca. € 10.000,- an sozialausgaben auf (familienbeihilfen, pensionszuschüsse, mindestsicherung usw.).
natürlich sind diese sozialausgaben (zb pflegekostenersatz) nicht 1:1 auf ein bedingungsloses grundeinkommen übertragbar.
2/3 davon sind es aber sehr wohl.
ein knappes weiteres drittel des notwendigen finanzierungsbedarfes lässt sich über die durch das bge erhöhten steuerbemessungsgrundlagen bei der einkommens- und lohnsteuer generieren.
in österreich liegt die finanzierungslücke (beim berechnungsbeispiel der piraten) bei knappen € 4 mia/jahr. dies entspricht in etwa den kosten für die anschaffung der eurofighter!
schauen wir uns auch an, wie das mit der „heute beispiellosen produktivität“ ist.
ja, die produktivität die unsere gesellschaft erreicht hat, ist in der geschichte beispiellos.
aber wohin sind die gewinne aus diesen produktivitätszuwäches in den letzten 10 jahren geflossen?
ein kurzer blick auf die entwicklung bei vermögen und vergleichend dazu den arbeitseinkommen zeigt das sehr deutlich!
schauen wir uns auch an, welche gründe es für diese ungehören produktivitätszuwächse gibt.
durch die im vorigen jahrhundert erkämpften rechte durch arbeitnehmer (arbeitszeitverkürzungen, alters- und gesundheitsvorsorge) waren die unternehmen immer dem druck ausgesetzt die den arbeitnehmer zugestandenen rechte durch innovationen auszugleichen.
ist nicht gerade dieser druck, der durch die zusätzlichen arbeitskosten entsteht, eine wesentliche triebfeder für die steigerung der produktivität?
und weiter:
zeigte diese Pose vor einem Millionenpublikum zugleich ihre Fragwürdigkeit gegenüber einer in die Talkshow zitierten einfachen Putzfrau, die nicht verstehen wollte, wieso sie für Minimallöhne schuften gehen soll, um deren Transfereinkommen mit zu finanzieren. Transfereinkommen für Menschen, die soviel gebildeter sind als sie selbst.
das ist ein wichtiger und wesentlicher punkt FÜR ein bedingungsloses grundeinkommen.
eine frage der gerechtigkeit!
warum also soll die ominöse „putzfrau“ für transferleistungen an intellektuelle theaterspieler oder einkommenslose hobbypolitiker schuften?
wenn wir eine gesellschaft wollen, in der niemand erfriert oder verhungert (und ich gehe davon aus, dass dies bis auf wenige ausnahmen alle wollen) ist es notwendig, diesen menschen eine existenzsicherung zu finanzieren.
dies geschieht in österreich mittels bedarfsorientierter mindestsicherung und in deutschland mittels harzIV.
soweit so gut!
wenn wir eine gesellschaft wollen, die frei und kreativ und selbstbestimmt ist (das werden wohl schon weniger als die oben angeführten sein – aber noch immer eine deutliche mehrheit), müssen wir dafür sorgen, dass möglichkeiten geschaffen werden, dass sich diese potentialle ohne zwang zur strukturellen erwerbsarbeit entfalten können.
derzeit geschieht dies nur sehr bedingt zb über stipendien (mit welchen man sich wieder in abhängigkeiten begibt bzw. das wohlwollen der auszahlenden stellen voraussetzt).
das bedingungslose grundeinkommen schafft genau diese möglichkeiten ohne abhängigkeiten!
und jetzt zurück zur putzfrau.
warum also sollte sie diese transferleistungen finanzieren?
genau das tut sie aber derzeit bereits mit ihren sozialversicherungsbeiträgen und steuern!
gerechtigkeit in einer fairen gesellschaft bedeutet für mich, dass wir nicht nur die existenz von menschen ohne erwerbsarbeit sichern, sondern dass auch jeder andere die gleichen ansprüche an die von der gesellschaft gemeinsam erwirtschafteten gewinne hat!
die putzfrau mit ihren € 1.000,- netto im monat hat damit ebenso in gleicher höhe anspruch auf zusätzliche finanzzuwendungen (was ihre persönliche wirtschaftliche situation deutlich verbessern wird) wie der vor sich hinphilosophierende hobbywissenschaftler.
und nicht nur diese – auch herr und frau generaldirektor müssen ohne ansehen von person oder wirtschaftlichem hintergrund mit den gleichen zuwendungen bedacht werden.
und nebenbei wird durch diesen kaufkraftgewinn bei einkommensschwachen schichten der inlandskonsum gestärkt und sich die gesamtsituation der volkswirtschaft verbessert.
Wir können nicht einfach selbst bestimmen, was wir arbeiten. Weil ein Großteil der Arbeit einfach gemacht werden muss.
dies ist eine darstellung des status quo!
ist dieser status endgültig?
ist es nicht erstrebenswert diesen zustand zu verändern?
sollten wir nicht danach streben, diese „fremdbestimmung“ durch das heben von individuellen potentialen zu verringern?
lassen wir alles wie es ist, weil es immer schon so war?
ja, ein grossteil der „ungeliebten“ arbeiten muss einfach gemacht werden.
aber - die geringere erpressbarkeit von arbeitsfähigen menschen durch das bge wird dazu führen, dass „minderwertige“ arbeiten aufgewertet werden.
mehr soziale anerkennung für diese tätigkeiten und ein mehr an „wert“ (der sich in höherer bezahlung ausdrücken wird) wird die folge davon sein.
Schon für diese Etappenziele ist – im Vergleich zum heutigen Mainstream – ein grundlegender Wertewandel in der Gesellschaft erforderlich, für den wir kämpfen müssen. In diesem wird die Gesellschaft zu veranlassen sein, dass sie ihre Voraussetzungen, ihre grundständigen Bereiche ernst nimmt und auch entsprechend finanziell unterstützt.
die in diesem blog propagierte idee von einem partiellen grundeinkommen kann nur ein – notwendiger und sinnvoller – weg zu einem bedingungslosen grundeinkommen für alle sein!